- 15.04.2025
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US-Zölle: Berner Exportwirtschaft sucht Lösungen

Symbolbild. Quelle: Unsplash. Fotograf: Nathan Cima.
Eine Umfrage des Handels- und Industrievereins des Kantons Bern (HIV Kanton Bern) untermauert, dass derzeit viele exportorientierte Betriebe im Kanton Bern besorgt in Richtung USA blicken. Hintergrund sind die von der US-Administration angekündigten und vorübergehend wieder ausgesetzten Importzölle.
Rund 43 Prozent der 120 Unternehmen, die an der Umfrage teilgenommen haben, geben an, stark oder sehr stark von der US-Zöllen betroffen zu sein. Diese Betriebe erwarten insbesondere, dass sie in den US-Märkten Konkurrenzfähigkeit und Umsätze einbüssen werden. Andere wiederum registrieren und befürchten Verunsicherungen auf Seiten ihrer US-Kunden und ausbleibende Bestelleingänge. Für andere Unternehmen sind die Auswirkungen hingegen noch unklar. Die Folgen der Zölle sind laut HIV Kanton Bern insbesondere für die Branchen Maschinenbau, eMobility, Medizinaltechnik sowie Uhren- und Automobilindustrie spürbar. Direktexporte und Ersatzteillieferungen in die USA sind am stärksten betroffen.
Die Umfrage zeigt auch, dass bislang erst 28 Prozent der teilnehmenden Betriebe kurzfristige Massnahmen getroffen, zum Beispiel Verhandlungen mit US-Kunden gestartet oder Preise angepasst haben. 15 Prozent versuchen das durch die Zölle verursachte Handicap durch Effizienzsteigerungen abzufedern. Immerhin sieben Prozent denken über eine Verlagerung der Produktion in die USA nach.
Da seit längerem in gewissen Branchen auch der Export nach Deutschland schwächelt, bedeute dies laut HIV Kanton Bern eine zusätzliche Schwächung für viele Unternehmen. Die beiden wichtigsten Absatzmärkte seien gleichzeitig unter Druck – das erhöhe die wirtschaftliche Unsicherheit und erschwere strategische Planungen erheblich.
«Unser Ziel war es, eine erste Einschätzung der Unternehmerinnen und Unternehmer aus dem Kanton Bern zu erhalten», hält Henrik Schoop, Direktor HIV Kanton Bern, fest und führt weiter aus, dass man als Verband nur reagieren und den Mitgliedern bestmöglich mit Rat und Tat zur Seite stehen könne, wenn man wisse, was die Unternehmen umtreibe. Der HIV Kanton Bern sei ausserdem im engen Austausch mit economiesuisse, dem nationalen Wirtschaftsdachverband.
Aus der Umfrage gehe laut HIV Kanton Bern zudem hervor, dass einerseits die Verhandlung von neuen Freihandelsabkommen, anderseits die Verbesserung der Rahmenbedingungen im Kanton Bern gefordert werde, um die Zölle abzufedern und fit für die Zukunft zu sein. So habe der Verband noch vor dem Zollkonflikt sein Schwerpunkteprogramm 2025-2028 vorgelegt, das aus Sicht des HIV Kanton Bern viele sinnvolle und umsetzbare Massnahmen enthalte, um das Berner Potenzial zu entfesseln.
So fordert der HIV beispielsweise tiefere Steuern für juristische und natürliche Personen sowie einen Abbau der Bürokratie. «Wir können die Weltpolitik nicht beeinflussen, aber die Hausaufgaben im eigenen Kanton machen», verdeutlicht Daniel Arn, Präsident des HIV Kanton Bern und CEO der im Oberaargau ansässigen Hans Christen AG.

Henrik Schoop, Direktor HIV Kanton Bern (links) und Daniel Arn, Präsident HIV Kanton Bern.